Weekend: Wann waren Sie zuletzt ein Gentleman?

Simon Baker: Ich denke, ein Gentleman zu sein bedeutet zum Beispiel, sich für seine Mitmenschen zu interessieren, sich um andere zu kümmern, höflich zu sein und gute Manieren zu haben. Givenchy hat mich als Gesicht für die Kampagne für „Gentleman Only“ ausgewählt, vielleicht auch, um den Begriff zu modernisieren, aber das heißt nicht, dass ich mich als solcher bezeichnen würde. Doch ich strebe durchaus an, eines Tages vielleicht ein Gentleman zu werden. Was kann ich für Sie tun? (lacht)

Gerüche zielen auf unser emotionales Zentrum. Welche Kindheitserinnerungen verbinden Sie mit Düften?

Ich komme aus einfachen Verhältnissen, da gab es so etwas wie „Herrenduft“ nicht. Mein Großvater roch nach Whiskey und Zigaretten. Aber ich habe eine ­andere Erinnerung, vielleicht kennen Sie das: Man steigt im Hotel in den Aufzug – und schon bevor man die nächste Etage erreicht und sich die Tür öffnet, überwältigt Sie das After Shave des Herrn, der gleich einsteigt. Und wenn er wieder hinausgeht, hinterlässt er seine Duftmarke für die vollen acht Stockwerke, die Sie noch im Aufzug bleiben müssen. In meiner Erinnerung war es ­damals ein schwerer, süßlicher Geruch, vielleicht „Kouros“, ziemlich abstoßend.

Frage an den „Mentalist“: Mit welchen Tricks lenkt man besonders effektiv von seinen Schwächen ab?

Am besten gar nicht! Sobald Sie etwas vertuschen wollen, kommt es erst recht ans Licht. Also lieber immer gleich raus damit und zugeben, was man nicht kann oder nicht weiß. Ich selbst erkenne die Schwächen meiner Mitmenschen meistens gar nicht und wenn, dann versuche ich ihnen zu vermitteln, „hey, das ist nichts, weshalb du dich schlecht fühlen musst“!

Foto: Beigestellt

Sie haben es ohne Unterstützung von einer Working Class-Herkunft in Tasmanien nach Hollywood geschafft. Wie würden Sie Ihr jetziges Leben beschreiben?

Simon Baker: Es ist erstaunlich und ziemlich gut. Es gibt Momente, da können meine Frau (Schauspielerin Rebecca Rigg, verheiratet seit 17 Jahren) und ich es selbst kaum glauben: „Wow, sieh Dir uns nur einmal an! Wer hätte das vor zwanzig Jahren gedacht? “Aber so geht es uns manchmal auch, wenn wir gemeinsam mit unseren drei Kindern zu Hause einen Film anschauen.

Haben Sie Idole, jemanden, dem Sie nacheifern?

Nein, ich denke, da wäre die Enttäuschung ­vorprogrammiert. Allein das Konzept eines „Idols“ ist un­realistisch, weil wir alle unsere Fehler und Schwächen haben. Meine Kinder und ihre Art zu denken und zu handeln, haben allerdings in vieler Hinsicht eine Vorbildfunktion für mich. Sie sind oft so viel ­klüger, als ich es jemals war.

Ihr aktuelles Projekt ist die Romanverfilmung „Atem“ um eine Gruppe junger Surfer. Sie sind Produzent, Regisseur und Darsteller. Was reizte Sie an dem Stoff?

Es wird ein sehr einfacher, persönlicher Film. Sein Thema ist das Finden der eigenen Identität, die Frage: Wo ist mein Platz in dieser Welt? Ich bin ganz ähnlich aufgewachsen, kenne und verstehe die Charaktere, die Tim Winton in seinem Buch schildert. Auch ich habe viel Zeit am Strand verbracht. Diese besondere Luft, wenn die Flut hereinkommt, begleitet mich noch immer.

Was bedeutet Ihnen Luxus?

Auf jeden Fall nicht nur die Suite im 5-Sterne-Hotel. Ich bin der Überzeugung, dass alles mit allem verbunden ist und es stark auf die Einstellung ankommt. Sobald ich über das „große Ganze“ nachdenke, wird mir bewusst, wie wichtig die kleinen Dinge wirklich sind.

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